Im Licht des Glühwürmchens, Kapitel 1 - Cicindelae Spelunca

Kapitel 1 – Cicindelae Spelunca – Teil 3

Wieder krachte es, jedoch noch viel lauter als zuvor. Erst füllte Staub die Luft und dann schoss auf einmal ein gewaltiger Strahl Wasser auf sie zu, der immer stärker wurde, so dass sie sich nicht mehr auf ihren Beinen halten konnten. Lilly schaffte es noch Sœlves Hand zu ergreifen und sich an ihr festzuhalten als sie vom Strom mitgerissen wurden. Außer dass sie sich im eiskalten, pechschwarzem Wasser befanden, wussten sie bald nicht mehr wo oben und unten war. Das Wasser riss sie immer weiter in die Tiefe der Höhle. Immer wieder prallten sie gegen die Wände und scharfe Kanten. Zwar konnte Sœlve noch ihr grün leuchtendes Schutzschild um die beiden entstehen lassen, doch die Aufpralle an den Wänden waren einfach zu heftig. Nur mit letzter Mühe konnten die beiden sich an den Händen festklammern. So schnell wie der Strom auf sie zugekommen war, so schnell war dieser auf einmal auch verschwunden.

Als das Wasser mit einem Schlag weg war, waren sie noch in der Luft. Sœlve konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und so schlugen sie mit einem gewaltigen Knall auf dem Boden auf. Zwar hatte ihr Schild die beiden recht gut geschützt, doch war es nun erstmal um sie herum erloschen. Mühsam versuchten sie, trotz der Schmerzen, aufzustehen und sich umzuschauen.

Vor ihnen erstreckte sich eine riesige Grotte, in die von irgendwoher Licht einfiel. Gigantische Stalaktiten hingen von der Decke herab und ebenso mächtige Stalagmiten wuchsen in die Höhe empor. Alles war von einem feuchten Film bedeckt.

Das Loch, durch das sie in diese Höhle gespült worden waren, war nun von einem gewaltigen Holzstamm versperrt. Es schien keinen Ausgang zu geben, der für sie erreichbar war. Einzelne Tropfen fielen in unregelmäßigen Abständen von der Decke hinab und machten kleine Platsch-Geräusche als sie auf dem feuchten Boden aufkamen.

Obwohl irgendwoher Licht kam, sahen die beiden keine Möglichkeit aus der Höhle zu entkommen. Ein leises zischendes Geräusch war kurz zu hören und dann krachte auf einmal ein Stalaktit mitten zwischen sie. Nur Lillys blitzschnellen Reflexen war es zu verdanken, dass keine von beiden davon getroffen wurde. Lilly schrie auf, schubste Sœlve weg und sprang selbst in die andere Richtung als das Gestein abbrach. Nur um wenige Millimeter verfehlte das Gestein die beiden. Doch bevor sie wussten was überhaupt geschehen war, krachte auch schon der nächste Stalaktit nach unten und auch dieser verfehlte Lilly nur um Haaresbreite. Als Sœlve den roten Nebel entdeckte, der an der Decke waberte, schrie sie laut auf.

„Was willst du hier?! Verschwinde!“

Der Nebel sank gemächlich auf den Boden herab und nahm eine feste beinahe menschliche Gestalt an. Auch wenn sie nach wie vor nur aus rotem Nebel bestand, war eindeutig zu erkennen, dass sie eine Frau und etwas kleiner als die beiden war. Mit zielsicheren Schritten bewegte sie sich auf Sœlve zu und ein Funkeln leuchtete in ihren Augen auf.

„Gib mir deinen Kristall und ich lasse euch beide am Leben. Ihr wisst, dass ihr eh keine Chance gegen mich habt!“, sagte sie mit einer zuckersüßen Stimme.

„Vergiss es! Der Kristall gehört mir und du wirst ihn niemals bekommen!“, zischte Sœlve zurück.

Wieder erklang die zuckersüße Stimme der Nebelfrau: „Ach wenn du wüsstest, was du mir noch alles geben wirst…“

Suma hatte den Fehler gemacht sich nur auf Sœlve zu konzentrieren und Lilly vollkommen vergessen. Diese hatte in der Zwischenzeit ihre Kampffächer aus Atlantis erscheinen lassen und schlich sich lautlos von hinten an den Nebel heran.

„… du würdest dankbar sein, mir nur den Kristall zu geben.“

In dem Augenblick als sie ihren Satz beendet hatte, sprang Lilly mit einem gewaltigen Satz auf sie zu und stieß die aufgefächerten Waffen in den Nebel, der sofort seine Kontur verlor.

Ein wütender Schrei durchzuckte die Höhle, als der Nebel wieder zur Decke hinaufstieg. Sofort krachten wieder Stalaktiten auf die beiden herab. Dieses Mal war Sœlve aber darauf vorbereitet und ergriff Lillys Hand, um ihr grün leuchtendes Schutzschild um sie erscheinen zu lassen. Gemeinsam schafften sie es irgendwie den fallenden Steinen auszuweichen. Bereits nach kurzer Zeit sank der Nebel erneut von der Decke herab und baute sich in seiner Frauenform wieder vor ihnen auf.

„Ich gebe euch beiden eine letzte Chance mir den Kristall zu geben! Sonst…“, den Satz vervollständigte sie nicht. Ihre eben noch so liebliche Stimme war nun ein leicht verzerrtes Fauchen geworden. Funkelten eben die Augen nur ein wenig, loderte nun ein Feuer, welches aus den Tiefen der Hölle hätte stammen können, in den Augenhöhlen.

Doch bevor sie ausreden konnten, hatte auch Sœlve ihr Katana aus Atlantis gerufen, das in ihrer Hand erschien. Die roten Kristalle auf den Waffen schienen vor Freude auf einen kommenden Kampf aufzuleuchten und dann passierte es: Suma versuchte nach Sœlves Herzkette zu greifen, um den Kristall zu bekommen. Lilly riss einen Fächer hoch und Sœlve schwang im selben Moment ihr Katana, um die Hand abzuwehren. Als sich das Katana und die Fächer berührten, passierte etwas, was zuvor noch nie geschehen war. Ein helles rotes Leuchten strahlte aus den Kristallen, die direkt auf den Nebel von Suma zuschossen und den Nebel in winzige Wassertröpfchen verwandelten.

Leider schien das den Nebel aber nicht aufhalten zu können, da sich die Wassertröpfchen wieder zusammensetzten und der Nebel erneut die Konturen einer Frau annahm.

„Ihr habt es ja nicht anders gewollt!“, brüllte sie nun hasserfüllter und lauter als zuvor. Ehe sich die beiden versahen, war der Nebel verschwunden.

Verwirrt schauten sich Lilly und Sœlve an, entspannten sich dann aber doch als einige Zeit lang nichts mehr geschah. Da es so schien als ob die Gefahr verschwunden war, lösten sich auch die Waffen aus Atlantis auf. Insgeheim warteten sie noch auf einen Angriff, aber die Höhle war nun wieder vollkommen still.

Auf einmal wieder ein lautes Krachen, das den Boden erzittern ließ. Der Boden unter ihnen brach auf und die beiden Freundinnen fielen in die Tiefe. Sœlve schaffte es im Fall noch Lillys Hand zu ergreifen als sie immer tiefer fielen. Unaufhaltsam näherten sie sich einem roten Licht, doch dann leuchtete der Kristall in Sœlves Herz in seinem eigenen strahlenden roten Licht auf und hüllte beide ein.

Ihre Herzen rasten und ihre Klamotten waren nach wie vor vollkommen durchnässt, aber sie waren wieder in Lillys Wohnung und lagen auf dem Sofa. Der Mond schien friedlich durch das Fenster auf sie herab, als wollte er ihnen sagen, dass alles wieder gut sei. Trotzdem dauerte es sehr lange bis sie sich wieder beruhig hatten. Irgendwann fiel Sœlve auf, dass Lilly noch einen leichten goldenen Schimmer in den Haaren hatte.

„Sag mal… hast du irgendein kleines Gefäß oder sowas in der Art?“ Lilly schaute sie nur leicht verwundert an, sah dann aber auch, dass Sœlve Reste vom grünen Staub in ihren langen Haaren hatte. Sie verstand sofort, was ihre Freundin wollte und holte zwei kleine Ampullen aus einem kleinen Schränkchen an der Wand. Vorsichtig versuchten sie den Staub aus ihren Haaren in die Fläschchen abzufüllen und hatten auch Erfolg dabei. In zwei kleinen Fläschchen schimmerte es nun grün und golden.

Den Hauch eines Augenblicks füllten diese sich mit roten Rauch, doch bevor sie sich versahen, glühten sie wieder so wie vorher. Allerdings hatte nun sich eine goldene Spirale um die Ampullen gewickelt…

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